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Schlottert4 authored Jan 22, 2024
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22 changes: 15 additions & 7 deletions _objects/telefunken-m-4001.md
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Expand Up @@ -15,11 +15,11 @@ Objekte, sind leblose Gegenstände. So wird es jedenfalls immer behauptet. Ledig

Schön, nicht wahr? Aber wo war ich vorhin stehen geblieben? Ach ja! Die seelenlosen Objekte. Ich sag ihnen dies ist Nonsens, erfunden von der Konsummgeilheit des Menschen. Gesteht man Objekten keine Seele zu, ist es einfacherer ein noch funktionierendes Objekt sinnlos wegzuwerfen, um sich das neuste Objekt mit den exakt gleichen Funktionen zu kaufen. Dieser Faust, weiß nicht, ob sie den kennen, der soll ja gesagt haben er habe zwei Seelen. Ich zeig ihnen jetzt mal, wieviel Seelen ich habe! Da kann dieser Faust doch einpacken!

**Die Seele der Unternehmensgeschichte**
**Die Seele der Unternehmensgeschichte**

Ich steh natürlich nicht einfach losgelöst von allem alleine dar. In mir steckt Geschichte! Viel Geschichte würde ich sogar sagen. Es handelt sich nämlich um die Geschichte meines Erfinderkonzerns, der Telefunken A.G. Ein Imperium eines Konzerns, gegründet in einer imperialen Zeit für die Bedürfnisse eines imperialen Militärs. Sie sehen bestimmt schon vorauf ich hinaus will. Jedenfalls wurde die „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Telefunken“ am 27 Mai 1903 von der Siemens und Halske und der A.E.G gegründet. Die gemeinsame Firma sollte den ruinösen Wettbewerb zwischen den beiden Firmen lösen und ein einheitliches Funksystem für… ja sie dürfen gerne raten! Genau! Für das Militär sollte ein einheitliches Funksystem her, welches dem Anspruch des deutschen Heeres gerecht wurde.(1) Bester Kunde in den folgenden Jahren, genau das Militär!(2) Sieht man es ganz streng, ja dann liegt in mir ja auch eine kriegerische Seele. Die Hochseeflotte, der ganze Stolz Kaiser Wilhelms, kommunizierte wohl mit technischen Errungenschaften, welche mein Unternehmen mit vorantrieb. Die bekannte Schlacht von Jütland, ohne mein Telefunken wohl nicht möglich. Ich hoffe jedoch, dass ich nicht der einzige bin, welcher sich für meine militärische Seele schämt!(3) Krieg ist nie schön, sage ich ihnen. Aber ich schweife ab! Wo waren wir stehen geblieben, ach ja Telefunken! 1923 kam die Firma dann ins Radiobuisness mit ihren eigenen Radios.(4) Hatten sie einmal ein Telefunkenradio? Und 1935 wurde mein Vorfahre „geboren“, der erste Magnetophon.(5) Ein Wunder der Technik, ich zähle ihnen nach her mal bisschen etwas über meine Technik. Jedenfalls kam dann wieder ein Krieg, leider weiß ich jedoch nicht genau, was das Unternehmen in diesem Krieg tat. Mal sehen, was die offizielle Website dazu sagt! Ohh die Jahre von 1939 bis 1945 fehlen ja(6) , also hier wird lediglich erwähnt, dass vor und nach dem Krieg das Telefunken Unternehmen führend in der elektronischen Kommunikation war, wie seltsam. Finden sie nicht?(7) (Zwinckersmiley)(8). In den Jahren danach folgten Computer, Fernseher, weitere Radios und wie sie an mir sehen können auch weitere Magnetophone. Telefunken war in allen Bereichen tätig. Vor dem Untergang des einstigen Großkonzern, konnte die Vielfältigkeit in der Produktion jedoch nicht retten. Wie die Muttergesellschaft A.E.G., musste auch Telefunken seinen Platz am Markt quasi komplett räumen. Auch die zahlreichen Umbenennungen und die Fusion mit A.E.G. konnte daran nichts ändern.(9) Heute gibt es solche Firmen, wie Apel und Microsoft, welche die Technik beherrschen und mein Job wurde von einem „Smartphone“ gestohlen. Soll ja alles können…

**Die technische Seele**
**Die technische Seele**

Kennen sie sich mit Technik aus? Sonst bringt es ja nicht viel ihnen hier technische Begriffe, um die Ohren zu schmeißen. Jedenfalls bin ein Casetten-Tonbandgerät oder auch System Compact-Cassette für Mono-Aufnahme und -Wiedergabe. Hand in Hand gehe ich deshalb logischerweise mit einer Zweispulen-Cassette mit einer Bandbreite von 3,81mm = 0,15‘‘. Handelt es sich dabei um eine C60 kann eine Aufnahmezeit von 2x30 Minuten erreicht werden.
<figure><img src="/assets/images/Cassette C90.jpg"><figcaption></figcaption>Bild einer C90 Cassette von BASF, Foto von Mark Phillips / Alamy Stock Photo,, https://www.spectator.co.uk/article/the-mystery-and-romance-of-the-cassette-tape/</figure>
Expand All @@ -32,7 +32,7 @@ _“The basic elements of a tape recorder are shown in Figure 11-1. As shown, th
A relatively small amount of bias current flows through the record head along with the audio signal to be recorded.”_ (12)
Sie verstehen es immer noch nicht? Ich möchte ihnen ja nicht zu nahetreten, aber nach all diesen Erklärungen könnte es wohl auch daran liegen, dass sie technisch gar nicht so affin sind! Ich gehe lieber wieder kurz zur Geschichte über, ich denke, das vertragen sie besser. Wir Heimtonbandgeräte hatten unseren Höhepunkt in den 60er. Zu dieser Zeit kamen die sogenannten Drei-Motoren-Geräte auf den Markt, und zwar für einen erschwinglichen Preis. (13) Wichtig für die Tonbandaufnahmegeräte war es, dass das eigene Rauschen so gering wie möglich war und die Aufzeichnung so getreu wie möglich klang. Die Bänder nannte man „low noise“ Bänder und die Treue mit der Aufgenommen wurde nannte man High Fiedlity (HI-FI). (14) Ich zähle ihnen später noch etwas hierzu, lassen sie mich zunächst die Geschichte meiner Familie zu Ende zählen. Als ich in den 68er-69er hergestellt wurde, war der Markt für Heimtonbandgeräte schon am Stagnieren. (15) Beliebt bin ich nun nur noch bei den Sammlern und den Sound-Amateuren. Ich habe mich oben bereits über die digitale Welt aufgeregt, ich werde es nicht noch einmal tun!

**Die konzeptuelle Seele**
**Die konzeptuelle Seele**

Ne kleine Frage an sie! Wie stehen sie zu theoretischen Konzepten? Ich gestehe ja, dass ich diese meist recht komplex finde und mich oft frage, wie man denn überhaupt auf eine solche Idee kommen kann. Egal, ich zähle ihnen jetzt mal etwas über Tonaufzeichnung. Zuerst doch mal wiederetwas Geschichte, sonst verstehen sie es womöglich nicht. Eines der ersten Tonaufnahmegeräte der Welt, war der Phonautograph des französischen Erfinders Édouard-Léon Scott de Martinville im Jahre 1857. Die Technik dahinter, recht simpel! Ein Trichter fängt Schallwellen ein, welche eine Membran zum Schwingen bringt. Befestigt an der Membran ist eine Schweineborste, welche in Seitenschrift eine per Hand gekurbelte Walze antreibt, die mit Ruß geschwärzt wurde. (16) Müssen sie sich mal vorstellen, eine Schweineborste! Egal, wie sie sehen, sind wir im Zeitalter der akustisch-mechanischen Tonaufzeichnung.(17) Im gleichen Zeitalter kamen dann Thomas Edison und Emil Berliner. Ja, beide machten mit dem Phonographen und dem Grammophon wichtige Erfindungen für die Tonaufzeichnung (18) , jedoch ist es gar nicht mein Stil, alte weiße Männer und ihre Errungenschaften abzukulten, wir leben immerhin in einer diversen Welt! Sehen sie sich mal Projekte an in denen auch Frauen mit arbeiten (19) oder wie Tonaufzeichnung Kulturen beeinflusste, welche nicht auf dem nordamerikanischen oder europäischen Kontinent liegen. (20) Falls sie jedoch noch immer mehr zu Edison und Berliner wissen wollen, in den Fußnoten wird ihnen geholfen. (21)
Über die elektro-magnetische Zeit haben wir ja bereits gesprochen. Ich hoffe sie erinnern sich noch daran. Ich habe ja etwas über „High Fidelity“ erzählt und genau dies ist ein theoretisches Konzept. Laut James Lastra, Akademiker für Film- und Medienwissenschaften, gibt es beim Aufnehmen von Tönen zwei sich gegenüberstehende Methoden oder Konzepte: Die phonografische (phonographic) und die telefonischen (telephonic) Methode. (22) Die phonografische Methode, auch als perceptual fidelity bezeichnet, gibt an, dass der aufgenommene Ton perfekt mit allen Merkmalen des „Originals“ wiedergegeben werden muss. Besonderes wichtig für die perceptual fidelity ist das Miteinrechnen der räumlich-zeitlichen Merkmale des Aufnahmemoments. (23) Vereinfacht gesagt, das Wie ist wichtig bei der Tonaufnahme, nicht das Was. Bei der telephonic Methode ist es umgekehrt. Das Gesprochene steht im Mittelpunkt und räumlich-zeitliche Merkmale werden ausgegrenzt. Die telefonische Methode wird beispielsweise bei der Kommunikation genutzt. Beim Reden ist immerhin das Gesprochene der zentrale Punkt. Alles andere kann ausgeblendet werden. (24) Ganz nach dem Motto: „Es ist das Was, welches bei der Tonaufnahme zählt, nicht das Wie.“
Expand Down Expand Up @@ -75,26 +75,34 @@ Entschuldigung, aber wie lange reden wir nun schon miteinander? Ich denke ich ha
## Hi-Fi, Schlachtschiffe und die Kompaktkassette <br>
**Die zahlreichen Seelen des Telefunken 4001 Transistors** <br>

**Darf ich vorstellen?** <br>
**Darf ich vorstellen?**

Mein Name ist Telefunken 4001 M9 Transistor. (Bild des Objekts hier einfügen/Abbildung 3) <br>
<figure><img src="/assets/images/Telefunken M 4001 BIlD.png"> <br>
Ich bin ein Casetten-Tonbandgerät oder auch System Compact-Cassette für Mono-Aufnahme und -Wiedergabe. Als ich in den 68er-69er hergestellt wurde, war der Markt für Heimtonbandgeräte schon am Stagnieren. Die Verkaufszahlen fielen und eine Firma nach der anderen stellte ihre Produktion von Heimtonbandgeräten ein. (1) Beliebt bin ich nun nur noch bei den Sammlern und den Sound-Amateuren. Trotzdem werde ich ihnen nun etwas über mich erzählen, um das Interesse an mir vielleicht wieder zu entfachen. Als Casetten-Tonbandgerät gehe ich Hand in Hand mit einer Zweispulen-Cassette, welche eine Bandbreite von 3,81mm besitzt. Handelt es sich dabei um eine C60 Cassette kann eine Aufnahmezeit von 2x30 Minuten erreicht werden. Eine C90 Cassette kann dabei sogar eine Spielzeit von 2x45 Minuten erreichen. Die Umspulzeit einer C60 dauert 75 Sekunden. Die Cassette wurde von dem Niederländer Lou Ottens im Jahre 1963 für die Firma Philips erfunden. Eine Revolution der Musikindustrie. Die Tonqualität der Cassette ließ zwar zu wünschen übrig, aber das Tolle war die Mobilität, welche sie mit sich brachte. Musik kam aus dem Haus und wurde in die ganze Welt mitgenommen. (2) Zurück von der Cassette zu mir, es gibt noch genügend über mein Innenleben, das ich ihnen erzählen will. Ich besitze einen Frequenzumfang von 80 bis 1.000 Hz (innerhalb von 6 Dezibel). Für gute Aufnahmen steht mir natürlich ein TD 4 Mikrofon von Telefunken zur Seite. <br>
Aber nun genug von mir geredet! Wissen sie eigentlich, wie eine elektro-magnetische Tonaufzeichnung funktioniert? Nein? Ich stelle es ihnen mal schematisch vor, dazu gebe ich ihnen mal die Erklärung des Handbook of Recording Engineering, dann verstehen sie es vielleicht. <br>
“As shown, the system is in playback mode, and erase and record functions are disabled. When the machine is put into record mode, both erase and record switches are engaged. The erase head then removes any remnant signal on the tape, and a new signal is laid down by the record head. The AC bias oscillator feeding the erase and record heads produces a signal in the range of 100 kHz or higher. A relatively small amount of bias current flows through the record head along with the audio signal to be recorded.” (3) (QR Code um Abbildung 1 zu zeigen) <br>
<img src="/assets/images/Basic Elements of Tape recorder.png"> <br>
Ich hoffe, dass sie dadurch ein einfaches Wissen über die Magnetische Tonaufzeichnung gewinnen konnten. <br>
**Die historische Seele** <br>

**Die historische Seele**

Meine Technik und ich stehen jedoch nicht einfach losgelöst von allem allein dar. In mir steckt viel Geschichte, und zwar die Geschichte meines Erfinderkonzerns, der Telefunken A.G. Ein Imperium eines Konzerns, gegründet in einer imperialen Zeit für die Bedürfnisse eines imperialen Militärs. Sie sehen bestimmt schon, worauf ich hinauswill. Jedenfalls wurde die „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Telefunken“ am 27. Mai 1903 von den Firmen Siemens & Halske und A.E.G gegründet. Die gemeinsame Firma sollte den ruinösen Wettbewerb zwischen den beiden Firmen lösen und ein einheitliches Funksystem entwickeln, und zwar für… Genau! Für das Militär sollte ein einheitliches Funksystem her, welches dem Anspruch des deutschen Heeres gerecht wurde. (4) Bester Kunde in den folgenden Jahren? Genau, das Militär! Sieht man es ganz streng, ja dann liegt in mir ja auch eine kriegerische Seele. Die Hochseeflotte, der ganze Stolz Kaiser Wilhelms, kommunizierte wohl mit technischen Errungenschaften, welche mein Unternehmen mit vorantrieb. Die bekannte Schlacht von Jütland wäre ohne mein Telefunken wohl nicht möglich. (5) Ich hoffe jedoch, dass ich nicht der einzige bin, welcher sich für meine militärische Seele schämt! (6) Krieg ist nie schön, sage ich ihnen. Auf jeden Fall kam Telefunken 1923 dann ins Radiobuisness mit ihren eigenen Radios. Und 1935 wurde mein Vorfahre „geboren“, das erste Magnetophon. (7) Ein Wunder der Technik! Jedenfalls kam dann wieder ein Krieg. Noch größer und zerstörerischer als der vorherige und Telefunken war wieder mit von der Partie. (8) In den Jahren danach folgten Computer, Fernseher, weitere Radios und wie sie an mir sehen können, auch weitere Magnetophone. Telefunken war in allen Bereichen tätig. Doch die Vielfältigkeit in der Produktion konnte den einstigen Großkonzern nicht vor dem Untergang retten. Wie die Muttergesellschaft A.E.G., musste auch Telefunken ihren Platz am Markt quasi komplett räumen. Auch die zahlreichen Umbenennungen und die Fusion mit A.E.G. konnten daran nichts ändern. (9) <br>
**Die Heimtonbandseele** <br>

**Die Heimtonbandseele**

Nach dieser niederschlagenden Erzählung gehe ich lieber wieder kurz zur Geschichte der Tonaufzeichnung und der Heimtonbandgeräte über. Wir Heimtonbandgeräte hatten unseren Höhepunkt in den 1960er. Zu dieser Zeit kamen die sogenannten Drei-Motoren-Geräte auf den Markt, und zwar zu einem erschwinglichen Preis. (10) Wichtig für die Tonbandaufnahmegeräte war es, dass das eigene Rauschen so gering wie möglich war und die Aufzeichnung so getreu wie möglich klang. Die Bänder nannte man „low noise“ Bänder und die Klang-Treue mit der Aufgenommen wurde nannte man High Fiedlity (HI-FI).(11) Ich erzähle ihnen später noch etwas hierzu, ich erkläre ihnen aber vorher noch die Tonaufzeichnung. Eines der ersten Tonaufnahmegeräte der Welt war der Phonautograph des französischen Erfinders Édouard Léon Scott de Martinville im Jahre 1857. Die Technik dahinter, recht simpel! Ein Trichter fängt Schallwellen ein, welche eine Membran zum Schwingen bringt. Befestigt an der Membran ist eine Schweineborste, welche in Seitenschrift eine per Hand gekurbelte Walze antreibt, die mit Ruß geschwärzt wurde. (12) Wie sie sehen, sind wir im Zeitalter der akustisch-mechanischen Tonaufzeichnung. Im gleichen Zeitalter kamen dann Thomas Edison und Emil Berliner. Ja, beide machten mit dem Phonographen und dem Grammophon wichtige Erfindungen für die Tonaufzeichnung.(13) Es ist jedoch gar nicht mein Stil, alte weiße Männer und ihre Errungenschaften abzukulten, wir leben immerhin in einer diversen Welt! Sehen sie sich mal Projekte an, in denen auch Frauen mitarbeiten, wie das Projekt Women in Sound der Universität Edinburgh (14) , oder wie die Tonaufzeichnung Kulturen beeinflusste, die nicht auf dem nordamerikanischen oder europäischen Kontinent liegen. (15) Falls sie jedoch noch immer mehr zu Edison und Berliner wissen wollen, in den Fußnoten wird ihnen geholfen. (16)
**Die konzeptuelle Seele** <br>

**Die konzeptuelle Seele**

Über die elektro-magnetische Zeit haben wir ja bereits gesprochen und über „High Fidelity“ habe ich ja auch schon geredet, und genau dies ist ein theoretisches Konzept. Laut James Lastra, Akademiker für Film- und Medienwissenschaften, gibt es beim Aufnehmen von Tönen zwei sich gegenüberstehende Methoden: Die phonografische (phonographic) und die telefonische (telephonic) Methode. (17) Die phonografische Methode, auch als perceptual fidelity bezeichnet, gibt an, dass der aufgenommene Ton perfekt mit allen Merkmalen des „Originals“ wiedergegeben werden muss. Besonders wichtig für die perceptual fidelity ist das Miteinrechnen der räumlich-zeitlichen Merkmale des Aufnahmemoments. Vereinfacht gesagt, das Wie ist wichtig bei der Tonaufnahme, nicht das Was. Bei der telephonic Methode ist es umgekehrt. Das Gesprochene steht im Mittelpunkt und räumlich-zeitliche Merkmale werden ausgegrenzt. Die telefonische Methode wird beispielsweise bei der Kommunikation genutzt. Beim Reden ist immerhin das Gesprochene der zentrale Punkt. Alles andere kann ausgeblendet werden. (18) <br>
Nun komme ich noch einmal zur high fidelity zurück. Wussten sie, dass Anfang des 20. Jahrhunderts zur Blütezeit der Phonographen und Grammophone, die Unternehmen mit genau diesem Konzept geworben haben? Die Victor Talking Machine Company beispielsweise warb für ihre Produkte mit der Ansage, dass man keinen Unterschied mehr zwischen der originalen Opernsängerin Geraldine Farrar und einer Aufzeichnung ihrer Stimme auf Disk erkennen würde. (QR Code mit Abbildung 2)<br>
<img src="/assets/images/Which is Which.png"> <br>
Dadurch entsteht beim Hörer die Illusion, dass ihm gerade „Live-Musik“ vorgespielt werden würde. (19) Durch das Medium der Disk, entsteht eine Verschmelzung zwischen „Original“ und „Aufnahme“, welche Emotionen im Hörer weckt, die lediglich durch die Illusion entsteht. Dadurch wird die fidelity oder gar die high-fidelity zu einem perfekten Verkaufsargument.(20) Jonathan Stern gibt uns jedoch einen interessanten Gedanken mit auf den Weg, denn er behauptet, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen „Original“ und Aufnahme geben muss. Andernfalls müssten Firmen in ihren Werbungen, den Unterschied ja nicht verneinen.(21) <br>
Ich muss sie nun leider weiterziehen lassen, ich habe meine Zeit bereits überschritten! Ich hoffe ich konnte sie etwas neugierig machen. Ich weiß es war ein Crash-Kurs in Sachen Telefunken Magentophon 4001, aber ich wollte sichergehen, dass sie informiert sind. Denken sie daran, dass ein Objekt immer mehr als eine Seele in sich trägt! <br>

**Referenzen** <br>

(1) Vgl.: ENGEL; KUPER; BELL, Zeitschichten: Magnetbandtechnik als Kulturgut, S.393 <br>
(2) Vgl.: GRAEME, Thomson, The mystery and romance of the cassette tape. To generations raised on the iPod, it’s hard to articulate just what a liberation the cassette represented (20.03.2021), in: The Spectator, URL.: https://www.spectator.co.uk/article/the-mystery-and-romance-of-the-cassette-tape/ (Gesehen: 21.06.2023). <br>
(3) EARGLE, John, Handbook of Recording Engineering (4. Aufl.), Los Angeles 2002, S.154. <br>
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