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Schlottert4 authored Dec 22, 2023
1 parent 7f6881f commit 6760832
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Expand Up @@ -71,6 +71,19 @@ Entschuldigung, aber wie lange reden wir nun schon miteinander? Ich denke ich ha
(26) Vgl.: STERN, The Audible Past, S.217; 282. <br>
(27) Vgl.: STERN, The Audible Past, S.217; 275. <br>

## Catalogue Entry ## <br>
## Hi-Fi, Schlachtschiffe und die Kompaktkassette ## <br>
**Die zahlreichen Seelen des Telefunken 4001 Transistors** <br>

Mein Name ist Telefunken 4001 M9 Transistor. (Bild des Objekts hier einfügen/Abbildung 3) Ich bin ein Casetten-Tonbandgerät oder auch System Compact-Cassette für Mono-Aufnahme und -Wiedergabe. Als ich in den 68er-69er hergestellt wurde, war der Markt für Heimtonbandgeräte schon am Stagnieren. Beliebt bin ich nun nur noch bei den Sammlern und den Sound-Amateuren. Trotzdem werde ich ihnen nun etwas über mich erzählen, um das Interesse an mir vielleicht wieder zu entfachen. Als Casetten-Tonbandgerät gehe ich Hand in Hand mit einer Zweispulen-Cassette, welche eine Bandbreite von 3,81mm besitzt. Handelt es sich dabei um eine C60 Cassette kann eine Aufnahmezeit von 2x30 Minuten erreicht werden. Eine C90 Cassette kann dabei sogar eine Spielzeit von 2x45 Minuten erreichen. Die Umspulzeit einer C60 dauert 75 Sekunden. Die Cassette wurde von dem Niederländer Lou Ottens im Jahre 1963 für die Firma Philips erfunden. Eine Revolution der Musikindustrie. Die Tonqualität der Cassette ließ zwar zu wünschen übrig, aber das Tolle war die Mobilität, welche sie mit sich brachte. Musik kam aus dem Haus und wurde in die ganze Welt mitgenommen. Zurück von der Cassette zu mir, es gibt noch genügend über mein Innenleben, das ich ihnen erzählen will. Ich besitze einen Frequenzumfang von 80 bis 1.000 Hz (innerhalb von 6 Dezibel). Energie kann ich aus vier Quellen beziehen. Für gute Aufnahmen steht mir natürlich ein TD 4 Mikrofon von Telefunken zur Seite. Aber nun genug von mir geredet! Wissen sie eigentlich wie eine elektro-magnetische Tonaufzeichnung funktioniert? Nein? Ich stelle es ihnen mal schematisch vor, dazu gebe ich ihnen mal die Erklärung des Handbook of Recording Engineering, dann verstehen sie es vielleicht. <br>
“As shown, the system is in playback mode, and erase and record functions are disabled. When the machine is put into record mode, both erase and record switches are engaged. The erase head then removes any remnant signal on the tape, and a new signal is laid down by the record head. The AC bias oscillator feeding the erase and record heads produces a signal in the range of 100 kHz or higher. A relatively small amount of bias current flows through the record head along with the audio signal to be recorded.” (QR Code um Abbildung 1 zu zeigen)<br>
Ich hoffe, dass sie dadurch ein einfaches Wissen über die Magnetische Tonaufzeichnung gewinnen konnten.
Meine Technik und ich stehen jedoch nicht einfach losgelöst von allem allein dar. In mir steckt viel Geschichte, und zwar die Geschichte meines Erfinderkonzerns, der Telefunken A.G. Ein Imperium eines Konzerns, gegründet in einer imperialen Zeit für die Bedürfnisse eines imperialen Militärs. Sie sehen bestimmt schon worauf ich hinaus will. Jedenfalls wurde die „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Telefunken“ am 27. Mai 1903 von den Firmen Siemens & Halske und A.E.G gegründet. Die gemeinsame Firma sollte den ruinösen Wettbewerb zwischen den beiden Firmen lösen und ein einheitliches Funksystem entwickeln und zwar für… Genau! Für das Militär sollte ein einheitliches Funksystem her, welches dem Anspruch des deutschen Heeres gerecht wurde. Bester Kunde in den folgenden Jahren? Genau, das Militär! Sieht man es ganz streng, ja dann liegt in mir ja auch eine kriegerische Seele. Die Hochseeflotte, der ganze Stolz Kaiser Wilhelms, kommunizierte wohl mit technischen Errungenschaften, welche mein Unternehmen mit vorantrieb. Die bekannte Schlacht von Jütland wäre ohne mein Telefunken wohl nicht möglich. Ich hoffe jedoch, dass ich nicht der einzige bin, welcher sich für meine militärische Seele schämt! Krieg ist nie schön, sage ich ihnen. Auf jeden Fall kam Telefunken 1923 dann ins Radiobuisness mit ihren eigenen Radios. Und 1935 wurde mein Vorfahre „geboren“, das erste Magnetophon. Ein Wunder der Technik! Jedenfalls kam dann wieder ein Krieg. Noch größer und zerstörerischer als der vorherige und Telefunken war wieder mit von der Partie. In den Jahren danach folgten Computer, Fernseher, weitere Radios und wie sie an mir sehen können, auch weitere Magnetophone. Telefunken war in allen Bereichen tätig. Doch die Vielfältigkeit in der Produktion konnte den einstigen Großkonzern nicht vor dem Untergang retten. Wie die Muttergesellschaft A.E.G., musste auch Telefunken ihren Platz am Markt quasi komplett räumen. Auch die zahlreichen Umbenennungen und die Fusion mit A.E.G. konnte daran nichts ändern. <br>
Nach dieser niederschlagenden Erzählung gehe ich lieber wieder kurz zur Geschichte der Tonaufzeichnung und der Heimtonbandgeräte über. Wir Heimtonbandgeräte hatten unseren Höhepunkt in den 1960er. Zu dieser Zeit kamen die sogenannten Drei-Motoren-Geräte auf den Markt, und zwar zu einem erschwinglichen Preis. Wichtig für die Tonbandaufnahmegeräte war es, dass das eigene Rauschen so gering wie möglich war und die Aufzeichnung so getreu wie möglich klang. Die Bänder nannte man „low noise“ Bänder und die Klang-Treue mit der Aufgenommen wurde nannte man High Fiedlity (HI-FI). Ich erzähle ihnen später noch etwas hierzu, erkläre ihnen aber vorher noch die Tonaufzeichnung. Eines der ersten Tonaufnahmegeräte der Welt war der Phonautograph des französischen Erfinders Édouard Léon Scott de Martinville im Jahre 1857. Die Technik dahinter, recht simpel! Ein Trichter fängt Schallwellen ein, welche eine Membran zum Schwingen bringt. Befestigt an der Membran ist eine Schweineborste, welche in Seitenschrift eine per Hand gekurbelte Walze antreibt, die mit Ruß geschwärzt wurde. Wie sie sehen, sind wir im Zeitalter der akustisch-mechanischen Tonaufzeichnung. Im gleichen Zeitalter kamen dann Thomas Edison und Emil Berliner. Ja, beide machten mit dem Phonographen und dem Grammophon wichtige Erfindungen für die Tonaufzeichnung. Es ist jedoch ist es gar nicht mein Stil, alte weiße Männer und ihre Errungenschaften abzukulten, wir leben immerhin in einer diversen Welt! Sehen sie sich mal Projekte an, in denen auch Frauen mit arbeiten oder wie die Tonaufzeichnung Kulturen beeinflusste, die nicht auf dem nordamerikanischen oder europäischen Kontinent liegen.
Falls sie jedoch noch immer mehr zu Edison und Berliner wissen wollen, in den Fußnoten wird ihnen geholfen. <br>
Über die elektro-magnetische Zeit haben wir ja bereits gesprochen und über „High Fidelity“ habe ich ja auch schon geredet, und genau dies ist ein theoretisches Konzept. Laut James Lastra, Akademiker für Film- und Medienwissenschaften, gibt es beim Aufnehmen von Tönen zwei sich gegenüberstehende Methoden oder Konzepte: Die phonografische (phonographic) und die telefonische (telephonic) Methode. Die phonografische Methode, auch als perceptual fidelity bezeichnet, gibt an, dass der aufgenommene Ton perfekt mit allen Merkmalen des „Originals“ wiedergegeben werden muss. Besonders wichtig für die perceptual fidelity ist das Miteinrechnen der räumlich-zeitlichen Merkmale des Aufnahmemoments. Vereinfacht gesagt, das Wie ist wichtig bei der Tonaufnahme, nicht das Was. Bei der telephonic Methode ist es umgekehrt. Das Gesprochene steht im Mittelpunkt und räumlich-zeitliche Merkmale werden ausgegrenzt. Die telefonische Methode wird beispielsweise bei der Kommunikation genutzt. Beim Reden ist immerhin das Gesprochene der zentrale Punkt. Alles andere kann ausgeblendet werden.
Nun komme ich noch einmal zur high fidelity zurück. Wussten sie, dass Anfang des 20. Jahrhunderts zur Blütezeit der Phonographen und Grammophone, die Unternehmen mit genau diesem Konzept geworben haben? Die Victor Talking Machine Company beispielsweise warb für ihre Produkte mit der Ansage, dass man keinen Unterschied mehr zwischen der originalen Opernsängerin Geraldine Farrar und einer Aufzeichnung ihrer Stimme auf Disk erkennen würde. (QR Code mit Abbildung 2) Dadurch entsteht beim Hörer die Illusion, dass ihm gerade „Live-Musik“ vorgespielt werden würde. Durch das Medium der Disk, entsteht eine Verschmelzung zwischen „Original“ und „Aufnahme“, welche Emotionen im Hörer weckt, die lediglich durch die Illusion entsteht. Dadurch wird die fidelity oder gar die high-fidelity zu einem perfekten Verkaufsargument. Jonathan Stern gibt uns jedoch einen interessanten Gedanken mit auf den Weg, denn er behauptet, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen „Original“ und Aufnahme geben muss. Andernfalls müssten Firmen in ihren Werbungen, den Unterschied ja nicht verneinen.

**Bibliografie** <br>
• ANONYM, Deutsche Unternehmen und ihre Rolle in der NS-Zeit (20.11.207); in: Süddeutsche Zeitung, URL: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bildstrecke-deutsche-unternehmen-und-ihre-rolle-in-der-ns-zeit-1.333501 (Gesehen: 21.06.2023). <br>
• EDINBURGH COLLEGE OF ART, Women in Sound, Women on Sound, in: The University of Edinburgh, URL: https://www.eca.ed.ac.uk/research/women-sound-women-sound (Gesehen: 21.06.2023). <br>
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